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1. Für die Oberstufe - S. 52

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
52 Heimatkunde von Pommern Ii. machen und waren es zu manchen Zeiten auch in gewissem Zinne (Stralsund, Stettin, Dolberg),- aber am Ausgang des Mittelalters stand die Obergewalt des Pommernherzogs fest gegründet. Die Bevölkerung der pommerschen Städte, unter denen Stralsund die größte war, zeigte im Verhältnis zu heute nur eine geringe Zahl. Zu der vornehmsten blasse der Bürger zählten die wohlhabenden Grundbesitzer und Kaufleute. Unter den letzteren ragten die Gewandschneider, d. s. die Tuchhändler, hervor, die einen schwunghasten Handel mit Tuch nach den skandinavischen Reichen und Rußland unterhielten. Daneben kamen im Großhandel namentlich Heringe (Stralsund, Stettin), Salz (Greifswald, Kolberg), Getreide (Stargard, Stolp) in Zrage. Aus der vornehmsten Bevölkerungsschicht, die gewissermaßen dem Patriziat in den Reichsstädten entsprach, wurden die Mitglieder des Rats, Bürgermeister und Ratsherren, genommen. Erst in späterer Zeit erlangten die Handwerker, die doch den größten Teil der Bevölkerung ausmachten, vielfach nach blutigem Streit, eine Vertretung in der Stadtverwaltung (Zünfte). Die städtischen Ansiedler kamen hauptsächlich aus Niedersachsen, Westfalen, den Niederlanden, wie Namen, Sitte, Sprache und Rechtsgebrauch erkennen lassen. Sie bauten ihre Wohnhäuser in schmaler Zront nach der Straße zu, die Scheunen und Stallungen dahinter, so daß die Grundstücke meist geringe Breite, aber große Tiefe hatten. Zuerst wurden die besten Plätze im Innern besetzt (Markt)- nach der Außenseite verblieben Baustellen von halber und viertel Größe den wohlhabenden Zuwandrern. Der Umfang der Ansiedlung war so reichlich bemessen, daß für lange Zeit Platz übrig blieb. Unter den Häusern der Stadt waren die Kirchen und das Rathaus die statt- lichsten. Die privaten Gebäude waren zum größten Teil einfache Lauten ohne Schmuck und große Bequemlichkeit. Seit dem 15. Jahrhundert aber gab man der Vorderseite der Häuser immer reicheren und schöneren Schmuck. In einigen pommerschen Städten wie Stralsund, Greifswald, Stargard (Abbild. Teil I. S. 36. 41. 85) sind einzelne alte Häuser erhalten geblieben und bilden heute noch eine Zierde für die Stadt. Das schönste alte Gebäude, das weltlichen Zwecken dient, ist das prächtige Stralsunder Rathaus. (Abbild. Teil I. S. 35). Die Straßen der alten Zeit waren krumm und eng, hatten kein Pflaster und waren daher bei Regenwetter sehr schmutzig. Der Rinnstein lag in der Mitte der Straße, wo nun alles Wasser von den Regenrinnen auf den Dächern, den Brunnen usw. zusammenfloß. Die Reinlichkeit auf der Straße litt besonders dadurch, daß Dunggruben und Schweinekoben vor dem Hause lagen. Als Kolge der in den Straßen herrschenden Unsauberkeit traten dann häufig ansteckende Krankheiten auf, die hunderte von Menschen hinrafften. 2. Neuzeit. Als später die Stadt größer wurde, legte man die Mauern nieder. Die alten Stadtteile erkennt man aber noch heute an den engen, winkligen Straßen oder Gassen und den schmalen Häusern. In den neuen Stadtteilen baute man grade und breite Straßen, an denen Häuser mit mehreren Stockwerken errichtet wurden. An manchen Stellen legte man Märkte und große Plätze mit hübschen Baumpflanzungen an. Die Gärten verschwanden nach und nach aus der inneren Stadt, da alles bebaut wurde. Die Stadtteile, die mit der Zeit außer- halb der Altstadt entstanden, nannte man Neustadt und Vorstädte. Da man die Häuser zunächst an die Hauptverkehrsstraßen in der Nähe der alten Tore setzte,

2. Für die Oberstufe - S. 70

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
70 Heimatkunde von Pommern Ii. emporblühte und daher viele Fremde anzog. Zu den Mönchen des nahen Klosters Belbuck trat Bugenhagen in enge Beziehungen, da ihm der Abt Boldewan ihre Unterweisung in der heiligen Schrift übertrug (1517). Eine alte pommersche Chronik erzählt: „Es hat sich im Ausgang des Jahres 1520 begeben, daß Gtto Slutovius, ein patricius und Vorsteher der Kirchen daselbst, (Stadtpfarrer in Treptow), der den Rektor der Schule und einen Teil seiner Rollegen zu Tischgängern gehabt, des Lutheri Buch äs captivitate Baby- lonica (über die babylonische Gefangenschaft der Kirche), so ihm neulich von einem guten Freund aus Leipzig geschickt, über Essens herfürgebracht und dem Rektor Bugenhagen zu verlesen überreicht- aber (als) der nur über Tisch in Eil einige Blätter überlaufen, hat er unerwogen ge- sagt, es haben zwar seit unsers Herrn Christi Leiden viele Ketzer die Kirche heftig verfolgt und ihr hart zugesetzt, aber kein schädlicher Gift oder Ungeziefer ist ja her- für kommen als dieses Buchs Auctor, und dabei, was er wider die allmeine und von der Kirche approbierte Lehre hervor- geben dürfen, erzählt. Etliche Tage aber hernach, wie er das Buch mit mehr ver- stand, Aufmerken und Fleiß durchgelesen und reiflich erwogen, hat er gegen seine Kollegen wegen seiner Meinung Wider- spruch getan und gesagt: „Was soll ich euch viel sagen,- die ganze Welt ist blind und in äußerster Finsternis versoffen. Dieser einige Mann sucht allein die Wahrheit." So wurde Bugenhagen für die neue Lehre gewonnen und begeisterte auch seine Freunde für das Evangelium. Er blieb nun nicht mehr lange in Treptow. Nach- dem er mit Luther in Briefwechsel ge- treten war und von diesem auch seine neue Schrift „von der Freiheit eines Thristenmenschen" mit einem herzlichen Begleitschreiben erhalten hatte, verlieh er 1521 die Stadt Treptow und siedelte Ende März 1521 zum dauernden Aufenthalt nach Wittenberg über. hier wollte Bugenhagen oder Doctor pomeranus, wie ihn seine Freunde nannten, nur lernen. Aber seine hervorragende Tüchtigkeit und praktische Er- fahrung stellten ihn bald in die erste Reihe der Gehilfen Luthers an dem großen Werk der Reformation. Bald wurde er auch Lehrer in Wittenberg, indem er erst Vorlesungen über die Psalmen auf seiner Stube und dann in einem Saale der Universität hielt. Mit Melanchthon und Luther verband ihn innige Freundschaft. Auf dessen Empfehlung wurde Bugenhagen Pfarrer an der Wittenberger Stadt- kirche. Den Bilderstürmern in Wittenberg trat er mannhaft entgegen und schuf für Aeöwrwtrdgn und how- larlmherm/Zobanntö '^uacnbaqcn Pom. dcrm- Ilgen Schrifftd.vnd Pastor zuwlttmberg. • S Wembwwwwss kzlhaivandmhrilignfromcnm»/ Agarr-in« Lehr fttvofftiwa»/ Ssclornj^hann-mbuzcnhan/ &j Anall-schcrc bck-nn-rgar. Gfromtr Christ/aus Pomcrlandr/Wzu!bittcnb-rz hernach gtlcrt/ Ist er trete / t>«tt vwrtfti tirfantit.jy Lcm Elrrni Christo slwc ßttil Senn er da» «in Loltlichc wort kwitdrm thnvrtn «nd hcuign kcx«d,zc hat m riclr« ort. t£j Soctotn S>attitio lokfam. Kar ein Christlich Kirch grichtit an ggira cwign Dott fn Twjkktit/ Fndrimcniarck/drrw-rdr!N»N/ W Qcjjlshttddsnctzcsaztalltcit. Inb-mda«lrdcsba!>stt«thi>ud/ illdlrlrgc hatkn scidcn Land. twj" flbb. 55.

3. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 71

1878 - Danzig : Gruihn
(Simon. — Perikles. 71 tarier waren in Verlegenheit, wie sie seiner habhaft werden sollten. Da kam Pausanias leibliche Mutter und legte einen Stein vor die Thür. Dieser schreckliche Wink wurde verstanden, man mauerte die Tempelpforte zu und Pausanias mußte an dem Altare der Göttin Hungers sterben. Theilweise nach Weiter. 40. gimott. 466. Siege über die Perser. Den Athenern war es nicht genug, die Perser zu Lande und zur See ans Griechenland vertrieben zu haben; sie verfolgten sie auch noch bis auf ihr Gebiet in Kleinasien, vernichteten ihre Schiffe, rieben ihre Landheere auf und ließen nicht eher nach, als bis sie alle Griechen in Kleinasien von der persischen Oberherrschaft frei gemacht hatten. In diesem Vertilgungskriege zeichnete sich vorzüglich (Simon, der Sohn des berühmten Miltiades, ans. Cimvns Eigenschaften. (Simon' war der leutseligste, redlichste, großmüthigste Mann, der sich die Achtung und Liebe aller Athener erwarb. Seine Siege hatten ihn ganz außerordentlich bereichert; er machte aber von seinen Schätzen den edelsten Gebrauch. Ging er aus, so mußten Leute mit Geldsäcken hinter ihm bergehen, und Geld an alle Dürftige austheilen, die ihm begegneten und ibn ansprachen; seine Tafel war für Reiche und Arme gedeckt. Von seinen großen Gärten ließ er die Mauern abbrechen, daß sie für jedermann offen stehen, und seine sämmtlichen Mitbürger Genuß davon haben mochten Gegen alle, die etwas bei ihm zu suchen batten, bezeigte^ er sich freundlich, gefällig, zuvorkommend. Er war daher der Liebling des Volkes und noch mehr der Soldaten, die er von einem Siege zum andern führte und durch Beute bereicherte. Aber dieser edle Mann wurde dennoch auf Anstiften eines mächtigen Feindes ans seiner Vaterstadt verbannt. Als jedoch in der Nähe seines Aufenthaltes ein Treffen zwischen den Athenern und ßacedämoniern stattfand, sammelte er alle seine Freu nde um sich her, trat mit ihnen in die Reihen der Fechtenden und half seinen undankbaren Mitbürgern ihre Feinde schlagen. Als diese schöne That in Athen besannt wurde, sah das Volk sein Unrecht ein und drang auf seine Zurückberufung. Bald nachher aber verlor Athen diesen großen Mann durch den Tod, 41. H'erikles. Perikles als Redner und Mensch. Den höchsten Grad der Macht und des Glanzes erreichte Athen unter Perikles. Er stammte aus einem vornehmen Hause und besaß eine hohe Bildung. Seine Rednergabe war so bedeutend, daß man sagte, er trüge den Donner und den Blitz auf der Zunge und die Göttin der Ueberredung säße auf feinen Lippen. Wen er anklagte, wurde verurtheilt; wen er vertheidigte, wurde freigesprochen und wen er lobte, vor dem standen alle begeistert auf. Einst hielt er den in einer Schlacht Gefallenen eine Leichenrede und riß alle so mit sich fort, daß ihn die Frauen umarmten, ihm ihre Armbänder umschlangen, ihn bekränzten und ihm eine goldene Krone aussetzten. — Außerdem bewies er sich auch stets als der tugendhafteste und uneigennützigste Mann und lebte äußerst genügsam. Durch seine.vorzüglichen Eigenschaften machte er sich zum Herrscher von Athen. Eine Menge armer Bürger unterstützte er mit Geld und gestattete ihnen freien Zutritt ins Theater. Der Handel erweiterte sich unter seiner Regierung ungemein und Kunst und Wissenschaft nahmen einen hohen Aufschwung. Darum wird auch das Zeitalter des Perikles das goldene genannt. Einst folgte ihm abends schimpfend und schmähend ein erbitterter Mann bis an sein Haus. Perikles antwortete chm nichts, und als er in die Thüre trat, befahl er seinem Bedienten, dem Menichert imch Hause zu leuchten. Verschönerung Athens. Perikles verschönerte auch die Stadt Athen nnt prächtigen Gebäuden und Bildsäulen. Auf einem steilen Hügel lag

4. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 102

1878 - Danzig : Gruihn
Geschichte des Alterthums. — Die Römer. Alles Metall, welches sie besaßen, wurde zu Waffen geschmiedet und mit Sehnen aus Frauenhaar wurden die Bogen bespannt. "Straße für Straße mußte von den Angreifern im blutigen Kampfe erstürmt werden. Dann wurde alles niedergebrannt und der Pflug über die Stätte geführt, wo mehr als sieben Jahrhunderte lang eine der prächtigsten Städte" des Alterthums gestanden hatte. Griechenland wird römische Provinz. In demselben Jahre, wo Karthago so schrecklich endete (146), zerstörten die Römer auch Korinth, die Konigin der griechischen Halbinsel. Sie wollte sich der Herrschaft der Römer nicht unterwerfen. Mummius, ein wilder Kriegsmann, wurde mit einem mächtigen Heere dahin entsendet und nahm die Stadt ein. Alle Bürger, die nicht in das nahe Gebirge geflohen waren, wurden ermordet, Weiber und Kinder in die Sklaverei verkauft. Alle Kostbarkeiten, alle Bildsäulen, Gemälde und andere Kunstwerke schaffte man, um sie nach Rom zu bringen, aus der dem Untergang geweihten Stadt. Dann ward Korinth angezündet und bis aus den Grund zerstört. Griechenland wurde nun eine römische Provinz unter dem Namen Achaja. Zwei Jahre vorher war auch Mace-domen von den Römern erobert worden. Späth's Lesebuch, Spieß u. a. 62. Innerer Zustand Zloms im tehten Jahrhundert der Fiepuötik. Bildung. Die Bildung der besiegten Griechen ging allmälig auf die Römer über. Viele Sklaven waren gebildeter als ihre Herren und brachten in deren Häuser die Anfänge mancher Gewerbe, Künste und Wissenschaften; ihnen übertrug man darum auch die Erziehung der Kinder. Außerdem gab es griechische Lehrer und Weltweise in Rom, und nicht wenige Römer gingen nach Griechenland, um dort zu studiren. Viele Kunstgegenstände wurden ans den Provinzen nach der Hauptstadt gebracht, um diese zu verschönern. Aber dies alles betraf zunächst nur die Wohlhabenden und Vornehmen; ja mancher echte Republikaner verachtete und fürchtete die griechische Bildung, weil sie die Einfachheit der alten Sitten und die Kraft des Volkes verderbe. Der größte Theil des Volkes blieb daher aller hohem Bildung noch fern. Roms Ueppigkeit. Rom, das einst durch die sittliche Größe seiner Bürger so hohen Ruhm erlangt hatte, war etwa 44 Jahre v. Chr. nicht mehr die Wohnstätte der alten Tugenden. Durch ihre bis in das ferne Asien und Afrika sich erstreckenden Eroberungen waren ungeheure Schätze nach Rom gewandert; die alten einfachen Sitten schwanden immer mehr, und grenzenlose Ueppigkeit inkleidung, Wohnung und Lebensweise nahm überhand. „Wehe!" rief einst der strenge Cato, „wehe der Stadt, in welcher ein Fisch mehr kostet als ein Ochse!" Und dieser Zeitpunkt war für Rom längst gekommen. Die entlegensten Länder und Meere mußten ihre Erzeugnisse auf den Tisch der großen Herren liefern, nicht weil sie besser und schmackhafter gewesen wären als die einheimischen Produkte, sondern weil sie mehr kosteten. Ein Römer that es damals allen zuvor an üppiger Schwelgerei, es war der berühmte Lu cul ln s. Einst begegneten ihm Cicero und Pompejus, zwei der angesehensten Männer jener Zeit, und luden sich bei ihm zu Gaste; um aber jedem unnöthigen Aufwand zuvorzukommen, gestatteten sie es durchaus nicht, daß er seinen Sklaven besondere Aufträge gebe; auch bestanden sie darauf, noch am gleichen Nachmittage das Mahl bei ihm einzunehmen. Nur das vermochte Lncullus von ihnen zu gewinnen, daß er seinen Sklaven sagen durfte, daß sie im Appollo — so hatte er einen Speisesaal genannt — speisen wollten. Wie groß war aber das Erstaunen beider Römer, als sie dessen ungeachtet sich mit einem Mahle bewirthet sahen, das 50,000 Drachmen d. H. etwa 30 000 Mark gekostet hatte! Lncullus hatte einem jeden seiner Speisezimmer einen besonderen Namen gegeben und für jebes einen bestimmten Aufwand festgesetzt. Roms Bestechlichkeit, Gastmalcr und Spiele. Aber auch das ärmere Volk wollte nur prassen uttb nicht mehr arbeiten. Im Anfange, wenn sie aus bent Kriege heimkehrten, konnten sie das aus ihrer eigenen Tasche — schenkte doch einst Cäsar nach einem glücklichen Feldzuge einem jeden seiner Soldaten 3000 Mark! — War das jeboch burchgebracht, so suchte man sich anders zu Helsen; waren sie nicht römische

5. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 104

1878 - Danzig : Gruihn
104 Geschichte des Alterthums. — Die Römer. (134), um sich des armen Volkes annehmen zu können. Damals war alles eroberte Land, welches dem römischen Staate gehörte, größtentheils in den Händen der Vornehmen, welche diese Staatsländereien durch ihre Sklaven bebauen ließen. Das Gesetz sagte zwar, es solle keine Familie mehr als 125 Hektar von den Staatsländereien besitzen, allein die Vornehmen kehrten sich nicht daran. Die große Menge des Volkes bekam wenig und ließ sich daher wegen ihrer Armut zu allem erkaufen, was die Reichen in der Volksversammlung durchletzen wollten. Darum trat Tiberius, als er Volkstribun geworden war, in der Volksversammlung auf und sprach: „Die wilden Thiere, welche in Italien hausen, haben wenigstens eine Lagerstätte; die römischen Bürger, welche für Italien kämpfen, besitzen nichts als frische Luft und Tageslicht und schweifen unstät umher mit Weib und Kind. Das Volk soll kämpfen für seinen Heerd und seine Hausgötter, und keiner hat eine väterliche Grabstätte oder ein eigenes Haus aufzuweisen. Nur für den Aufwand und Ueberfluß der Reichen müssen die Armen streiten und sterben. Die Römer heißen die Herren der Welt; aber in der That besitzen sie auch keine einzige Scholle Landes". Cornelia und ihre Söhne. Das Ackergcsetz. Tiberius Ende. Darnach schlug er vor, den besitzlosen Bürgern wenigstens 2v2 Hektar Land abzutreten wie sie es nach ältern Gesetzen zu beanspruchen hatten. Allein die Vornehmen waren nicht gesonnen, irgend etwas von ihrem übermäßigen Besitze an das Volk abzugeben und gewannen einen andern Volkstribunen, den Octavius, der sich dem Vorschlag des Gracchus widersetzte. Sobald dies geschehen war, ließ Gracchus das Volk abstimmen, ob Octavius Tribun bleiben sollte oder nicht, obwohl ein Volkstribun unverletzlich und unabsetzbar war. Octavius ward aber doch abgesetzt und der Vorschlag des Gracchus angenommen. Tiberins, sein Bruder Cajus und fein Schwiegervater Appins Claudius erhielten den Auftrag, das Gesetz in allen Theilen durchzuführen. Allein es war kaum zu ergründen, welches Land Privat-, welches Staatseigenthum sei. Während dieser Untersuchung rückte das Ende von Gracchus Amtszeit heran. Der Senat bot alles auf, daß Gracchus nicht zum zweiten Male gewählt werde. Der Wahltag fiel unglücklicher Weise in die Zeit der Ernte, und das Volk fand sich in geringerer Zahl als sonst ein. Da verbreitete sich die Nachricht, es gingen einige Senatoren mit dem Plan um, den Gracchus, zu todten, und im Senat ward erklärt, Gracchus

6. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 120

1878 - Danzig : Gruihn
120 Geschichte des Alterthums. — Die Römer. ^orge für das Hauswesen und das Felb war den Frauen, Greisen und Knechten überlassen. Bei den Gastmählern ging fleißig der Becher herum, gefüllt mit Bier und Meth, währenb die Thaten der Helben von Gängern gepriesen würden. Der größte Fehler der Deutschen war die Jteigung zum Trunk und opiel. Manche verspielten sogar ihre Freiheit. . Gemeindeleben. _ Das Volk zerfiel in Freie und Unfreie. Zu den Freren, welche zugleich die Wehrfähigen waren, gehörten vor allem die Grundbesitzer; die vornehmsten Geschlechter bilbeten den Abel. Zu den Unfreien gehörten die Hörigen ober die freiwillig Dienenben und die leib; eigenen Knechte. Mehrere Freie mit ihrem Eigenthum bilbeten eine Mark ober Gernembe, mehrere Marken einen Gau, mehrere Gaue eine Völkerschaft. Ueber allgemeine Angelegenheiten, Gesetze, Krieg und Frieden, würde in der Volksversammlung entschieben, woran nur die Freien Antheil hatten. Hier würden auch die Oberhäupter, die Heerführer ober Herzöge, ine ©anrichtetober Grasen, gewählt. Der Deutsche erkannte keine anbeten .nichter über sich, als die ihm gleichen Männer seines Gaues. Konnte bei Klagen etne Lache durch die gewöhnlichen Beweismittel nicht ertebigt werben, so überließ man die Entscheibung einem Gottesurtheil, inbem man glaubte, die Götter selbst würden Schulb ober Unschulb an den Tag bringen; bahrn gehörten die Feuerprobe, die Wasserptobe und der Zweikampf. Bei einem Volkskriege mußten alle wehrhaften Männer ins Felb ziehen; das war der Heerbann. Lolksstämme. Die Deutschen waren in viele Völkerschaften getheilt. An der Norbfeeküste wohnten die Friesen, westlich von der untern Elbe tue Lonaobarben, nördlich vom Harz die Cherusker, zwischen Main, Rhein, Donau die Markomannen (später in Böhmen), in Jütlanb die Cimbetn, zwischen Pregel und Weichsel die Gothen. Nach Stahlberg. 72. Religion der Kennanen. Vorstellungen von den Gottheiten. Opferstätten. Von ihren Göttern hatten sie schon ziemlich geläuterte Vorstellungen, und sie hielten sich ferne von jenem dumpfen Riederfallen vor Götzen und Klötzen. Die Gottheit dünkte ihnen zu er-? sie gedacht hätten, dieselbe in unvollkommenen Bildern darzustellen, oder in Wänden einschließen zu können. Tempel hatten sie daher keine. In ihren Urwäldern, unter der majestätischen Eiche, pflegten sie ihre Opfer und Gelübde darzubringen. Auch muß in einer Zeit, wo die Baukunst noch auf ihre rohen Anfänge beschränkt war, das Gemüth durch den Anblick hoher Bäume, unter freiem Himmel Zu größerer Andacht erhoben worden fein, als es innerhalb kleiner, von Menschenband hergestellter Räume der Fall war. Und hat die deutsche Baukunst der späteren Jahrhunderte (die gothische) in ihren kühnsten Schöpfungen nicht eben gesucht, die aufstrebenden Bäume des Waldes nachzuahmen? Opfer. Unter den Opfern waren Pferdeopfer die vornehmsten und feierlichsten. Aber auch Menschenopfer kamen zuweilen vor. In der Regel waren die Schlachtopfer gefangene Feinde ober schwere Verbrecher. Priester enthüllten die Rathfchlüffe der Gottheit, häufiger noch weiffagenbe Frauen. Wodan. Als die oberste Gottheit verehrte man Wnotan, der auch Woban sü^rr^kin genannt wirb. Er war den Germanen die allmächtige, allwissende, schaffende Kraft, von welcher jedes Gebeihen ausging, vorzüglich aber der Sieg, das Wünschenswerteste für kriegerische Völker. Aus seiner himmlischen Burg schaut Odin durch ein Fenster zur Erde nieder. Auf seinem Throne sitzend hört und sieht er alles, was unter den Menschen vorgeht. Er trägt einen wunderbaren Speer, den^er den Helden zum Siege leiht. Alle Feinde, über die der abgeschossene Speer hinfliegt, werden dem Tode geweiht. Die im Kampf gefallenen Helden nimmt Odin in seine Wohnung auf; daher hieß „zu Odin fahren, bei Odin zu Gast fein", so viel als sterben.

7. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 122

1878 - Danzig : Gruihn
122 Geschichte des Alterthums. — Die Römer. welche die Gestalt eines Schwans annehmen, fliegen und schwimmen können, und gern am Seeufer weilen. In kühler Flut badend, legen sie am Ufer den Schwanring oder das Schwanhemd ab. Wer es raubt, hat sie in seiner Gewalt, daß sie nicht mehr fortfliegen können. Auch au Wald- und Wasserfrauen (Nixen) wurde geglaubt. Riesen und Elfen. Unter den andern Geistern sind die Riesen und Elfen die merkwürdigsten. Beide wurden früher als die Menschen geschaffen; die Menschen stellten die rechte Mitte zwischen ihnen dar; denn um so viel die Riesen größer sind als die Menschen, um so viel kleiner sind die Elsen. Die rohe, derbe Riesennatur trotzt auf das Gefühl ihrer sinnlichen Kraft; der schlaue, scheue Zwerg ist sich seiner geistigen Ueberlegenheit bewußt. Die Elfen sind entweder Lichtelfeu oder schwarze Elfen. — Die Lichtelfen sind wohlgebildet und ebenmäßig, die schwarzen häßlich und Mißgestalt; jene strahlen von zierlicher Schönheit und tragen ein leuchtendes Gewand; diese haben einen Höcker, schwarze oder graue Farbe und grobe Tracht. Ihre Größe wird verschieden bestimmt; bald erreichen sie das Wachsthum eines vierjährigen Kindes, bald erscheinen sie weit kleiner, bäumen- oder spannenlang. Sie haben einen König. Der bekannteste ist Alberich (Oberon). In Ritzen, Spalten und Höhlen der Berge treiben sie ihr Wesen, sammeln Schätze und schmieden köstliche Waffen; ihre Könige bauen sich prächtige Gemächer unter der Erde auf. Menschen und Helden werden zuweilen in solche wunderbare Berge gelockt, und entweder festgehalten oder auch reich beschenkt entlassen. Einen unwiderstehlichen Hang haben sie an Musik und Tanz. Man sieht sie nachts im Mondenschein auf den Wiesen ihre Reigen führen und erkennt morgens ihre Spur im Thau. Oft verführen sie Jünglinge durch ihre zauberischen Gesänge; folgen die ihrem Rufe, so ist's um sie geschehen. Die Lichtelfen meinen es im ganzen gut mit den Menschen; sie leisten ihnen oft Beistand», so wie sie selbst oft der Menschen Hülfe in Anspruch nehmen. Anders die Schwarzelfen. Sie necken die Menschen und suchen ihnen zu schaden. Durch ihren Anhauch verursachen sie Menschen und Thieren Krankheit oder Tod; ihr Schlag macht blödsinnig. Schon ihr Blick hat eine bezaubernde Kraft. Sie haben das Vermögen, sich unsichtbar zu machen. Kaum erscheinen sie, so sind sie unsern Augen wieder entrückt. Dies bewirken sie durch einen Mantel oder eine Kappe, Nebelkappe, Tarnkappe genannt. Tic Riesen sind in ihrer Ruhe gutmüthig und plump, aufgereizt aber wild,, tückisch und heftig. Zur Wuth gebracht, schleudern sie Felsen, reiben Flammen aus Steinen, reißen Bäume aus, und stampfen mit dem Fuß bis aus Knie in die Erde. Wahrhaft riesenhaft sind folgende Züge: Der Gott Thor machte einst eine Reise. Er kommt zu einem Gebäude, geht hinein und nimmt darin sein Nachtlager. Des andern Morgens wird er von einem heftigen Rauschen aufgeweckt Zu feinem Erstaunen wird er gewahr, daß er in dem Däumling von dem Handschuh eines Riesen übernachtet hat, und daß der Riese daneben unter einer Eiche schnarcht Thor schlägt mit seinem Hammer auf des Schläfers Kopf. Dieser erwacht und fragt, ob ein Blatt von dem Baum herabgefallen fei? Er schläft auf's neue ein und schnarcht, daß es davon im Walde rauscht. Thor schlägt härter und tiefer auf den Riefen; „fiel mir eine Eichel in's Gesicht?" ruft der Erwachende. — Noch jetzt redet das Volk viel von diesen Riesen oder Hünen und spricht von Hünensäulen, Hünengräbern rc. Hausgeister und Kobolde. Endlich noch müssen wir der Hausgeister oder Kobolde gedenken. Unter einem Kobolde dachten sich unsere heidnischen Voreltern einen diensamen fleißigen Geist, der seine Freude daran habe, den Knechten und Mägden in der Hausarbeit beizuspringen und insgeheim einen Theil derselben zu verrichten. Er striegelt die Pserbe, kämmt ihre Mähnen aus, giebt dem Vieh Futter, zieht aus dem Brunnen Wasser, tränkt das Vieh und reinigt beit Stall. Den Mägben macht er Feuer an, spült die Schüsseln aus, spaltet und trägt Holz, kehrt und fegt. Sein Dasein bringt Glück und Gebeiheu ins Haus. Faules und fahrlässiges Gesinde aber hat von ihm zu leiden; er zieht den Trägen die Decke vom Bett ab und bläst ihnen das Licht aus. Die Poltergeister halten sich gern zu einer Baude zusammen und stören den Hauseigenthümer durch nächtliches Poltern und Pochen; sie werfen auf Vorübergehende Steine oder Ziegeln herab. Das jenseitige Leben. Das Reich der Lebenden wird von dem der Todten durch ein breites Wasser getrennt; auf einem Schiff wird die abgeschiedene Seele hinübergefahren. Auch ein Todtenschuh, Fährgeld, die Waffen, oft auch gerödtete

8. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 284

1878 - Danzig : Gruihn
284 Geschichte der neuen Zeit- Gutes geschah, ging ans feiner Hand. Ihre Snppe war die seinige. Waren sie gesund, so stand er in ihrer Mitte; waren sie krank, so war er an ihrer Seite. Er schlief in ihrer Mitte; er war am Abend der Letzte, der zu Bett ging und am Morgen der Erste, der anfstand. Er betete und lehrte noch im Bette mit ihnen, bx§ sie einschliefen. Daher kam es, daß die Kinder ihn so lieb gewannen und ihn als ihren Vater betrachteten. . Ms der Flecken Altorf durch Brand zerstört wurde, versammelte Pestalozzi dre Kinder um sich her und redete zu ihnen also: „Hört, liebe Kinder! Altorf ist verbrannt! Ach, vielleicht sind in diesem Augenblicke hundert Kinder ohne Obdach, ohne Nahrung, ohne Kleidung. Wollet ihr nicht etwa 20 von diesen obdachlosen Kindern zu euch nehmen?" „Ach ja, ach mein Gott ja!"riefen alle und frohlockten vor Freude. „Aber Kinder", sagte Pestalozzi dann, „denket dem nach, was ihr wünschet. Wir haben nicht wviel Geld al5 wir wollen. Es sann sein, daß wir um dieser armen Kinder willen nicht mehr bekommen als vorher. Denket, um dieser Kinder willen könnt ihr vielleicht in die Lage kommen, mehr arbeiten zu müssen. Und wenn ihr gar euer Essen mit ihnen theilen müßtet? wie dann? Sagt also nicht, daß ihr diese Kinder wünschet, als wenn ihr euch alles das, um ihrer Noth willen, gern und aufrichtig gefallen lassen wollt". Pestalozzi sagte das mit aller Stärke, die ihm möglich war, und ließ die Kinder selber wiederholen, was er gesagt hatte, um sicher zu sein, daß sie es verstanden. Aber sie blieben standhaft und wiederholten mit kindlicher Freude: „Ja, ja, wenn wir auch weniger zu essen bekommen, mehr arbeiten und unsere Kleider mit ihnen theilen müssen, so freut es uns doch, wenn sie kommen". — So lebte Pestalozzi in Freud und Leid unter feinen Kindern bis in den Sommer 1799. Da rückten die österreichischen Heere gegen Unterwalden vor, und das Waisenhaus zu Stanz mußte zu einem Lazarethe für kranke und verwundete Franzosen benutzt werden. Die Kinder zerstreuten sich, und Pestalozzi welcher erkrankt war, verließ mit Schmerzen Stanz und Unterwalden. Burydorf. Als er wieder genesen war, wurde er Lehrer an einer Schule zu Burgdorf im Kanton Bern. Weil er aber nicht nach dem alten gewohnten Gange unterrichtete, so erhob sich bald ein Geschrei gegen ihn. Doch bei der öffentlichen Prüfung zeigte sich, daß die Kinder mit großer Freude lernten und auch nach der neuen Methode viel mehr Kenntnisse sich erwarben als nach der alten. Um diese Zeit war große Noth im Kanton Appenzell. Da mußte der Schullehrer Krüsi zu Gais mit 28 Waisenkindern auswandern und kam nach Burgdorf, wo man den Armen ein Unterkommen versprochen hatte. Als Pestalozzi den Lehrer mit seinen Kindern ankommen sah, vereinigte er sich mit demselben. Die helvetische Regierung überließ ihnen das Schloß, und so entstand die Lehranstalt zu Burgdorf, welche bald auch von vielen andern Kindern besucht wurde. Hier war es, wo Pestalozzi den Grund zu den vielen Verbesserungen legte, welche durch seine Lehrmethode dem Schulwesen zu Theil geworden find. Jfferteu. Pestalozzi wurde nun als Schulmann in allen Ländern berühmt, und als er im Jahre 1505 eine neue große Lehranstalt im Schloß zu Jfferteu im Pestalozzi.

9. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 222

1878 - Danzig : Gruihn
222 Geschichte der neuen Zeit. Versammlungsorte. Der Hauptmarkt war am Sonntage Lieblingsaufenthalt der Männer. Dort standen nach der Predigt Bürger und Gesellen in ihrem Feststaate, plaudernd, Neuigkeiten austauschend, Geschäfte beredend. In allen Handelsstädten hatten die Kaufleute besondere Räume zu ihrem „Convent", den man schon damals die Börse nannte. Auf dem Rathsthurme durfte über der Uhr auch der Gang nicht fehlen, von dem der Thürmer seine Rundschau über die Stadt hielt, wo die Stadtpfeifer mit Posaunen und Zinken bliesen. Geselligkeit, Apotheke, Badestnben. Die Stadtgemeinde unterhielt für ihre Bürger Bier- und Weinkeller, worin die Preise des ausgeschenkten Trunkes sorglich bestimmt wurden, für die Vornehmen besondere Trinkstuben zu aumuthiger Unterhaltung. In den alten Reichsstädten hatten die Patrizier wie die Zünfte häufig ihre besonderen Klubhäuser oder Stuben,^ und der Luxus solcher Geselligkeit war damals größer als jetzt. Auch die Gasthäuser waren zahlreich; sie werden in Leipzig als schön und herrlich eingerichtet gerühmt. Selbst die Apotheken standen unter Auflicht, hatten besondere Ordnungen und Preise, verkauften noch viele Spezereien und Delikateffeu und was sonst dem Gaumen behagte. Mehr Bedürfniß als jetzt waren die Badestuben. ^ Auch auf dem Lande fehlte dem Bauernhof ein kleines Badehaus nicht; eine Badestube war in jedem größeren Gebäude der Stadt. Die ärmeren Bürger gingen zu den Badern, welche auch einigen Chirurgen-dienst verrichteten. Außerdem aber unterhielten die Städte auch große öffentliche Bäder, in denen umsonst oder gegen geringe Bezahlung mit allen Bequemlichkeiten warm und kalt gebadet wurde. Wohnung und Kleidung. In den ansehnlichsten Städten waren die Häuser der innern Stadt um das Jahr 1618 in großer Mehrzahl ans Stein, bis drei und vier Stock hoch, mit Ziegeln gedeckt. Die Räume des Hauses werden oft als sauber, zierlich und ansehnlich gerühmt, die. Wände oft mit gewirkten und gestickten Teppichen, sogar von Sammet und mit schönem kostbaren Täfelwerk, auch anderem Zierrath geschmückt, nicht mir in den alten großen Handelsstädten, sondern auch in solchen, die in jüngerer Kraft aufblühten. Zierlich und sorgfältig gesammelt war auch der Hausrath. Noch war das Porzellan nicht erfunden, reichliches Silbergeschirr fand sich nur an großen Fürstenhösen und in wenigen der reichsten Kaufmannsfamilien. An dem einzelnen Stück von edlem Metall erfreute noch mehr die kunstvolle Arbeit des Goldschmieds als die Masse. Die Stelle des Silbers und Porzellans aber vertrat bei dem wohlhabenden Bürger das Zinn. Ju großer Menge, hellglänzend aufgestellt, war es der Stolz der Hausfrauen, daneben feine Gläser und Thongefäße aus der Fremde, oft bemalt, mit frommer schalkhafter Umschrift versehen. Dagegen war Kleidung und Schmuck auch der Männer weit bunter und kostbarer als jetzt. Noch war darin der Sinn des Mittelalters lebendig, eine Richtung des Gemüths, der unsern gerade entgegengesetzt, aus das äußere, das^ Auge fesselnde, auf stattliche Erscheinung. Und diele Neigung wurde durch nichts so sehr erhalten als durch die Bemühungen der Obrigkeit, auch das äußere Aussehen des einzelnen zu regeln und jeder Bürgerklasse ihr eigenes Recht zu geben. Die endlosen Kleiderordnungen gaben daher der Kleidung eine uuverhältnißmäßige Wichtigkeit. Handel, Gewerbe, Ackerbau, Getränke und Speisen. Noch war Handwerk und Handel in starkem Gedeihen. Zwar im Großverkehr mit dem Ausland hatte Deutschland bereits viel verloren; der Glanz der Hansa war längst verblichen; auch die großen Handelshäuser Augsburg und Nürnbergs lebten bereits wie Erben von dem Reichthum ihrer Väter. Italiener, Franzosen, vor allem Niederländer und Engländer, waren gefährliche Rivalen geworden. Auf der Ostsee flatterten schwedische, dänische und holländische Flaggen; der Verkehr mit den beiden Indien lief in neuen Straßen und fremden Stapelplätzen. Aber noch hatte der deutsche Heringsfang große Bedeutung, noch waren die ungeheuren Slavenländer des Ostens auch dem Landverkehr ein offener Markt. Und in dem weiten Reiche selbst blühte die Industrie, und eine weniger gewinnreiche, aber gesündere Ausfuhr der Landesprodukte hatte einen mäßigen Wohlstand allgemeiner gemacht. Die Woll- und Lederarbeiten, Leinwand, Harnische und Waffen, ^die zierliche Industrie Nürnbergs wurden vom Ausland eifrig begehrt. Fast jede Stadt hatte damals eine besondere Handwerksindustrie massenhaft unter Zucht und Kontrolle der Innungen entwickelt. In allen _ Städten aber, kaum die größten ausgenommen, hatte der Ackerbau mehr Wichtigkeit als jetzt. Nicht nur in den Vorstädten und Vorwerken des Stadt-

10. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 35

1892 - Leipzig : Voigtländer
3] Pommern. 35 kehre mit den roisben Heibm zu statten. So gelang ihm die Bekehrung der Pommern ohne Gewaltsamkeit. Reiche Geschenke für die Fürsten und Ebeln führte er mit sich, außerbem kostbare Geräte und ©eroänber, die dem Gottesbienste äußeren Glanz geben sollten. Schon an der Grenze mürbe er von Herzog Wratislaw und bessert Gefolge begrüßt. Der erste größere Ort, zu dem Otto gelangte, war Pyritz. Da die Stadt gerabe von dem wilben Lärm eines heibnifchen Festes erfüllt war, blieb er mit den Seinen währenb der ersten Nacht vor den Thoren. Am nächsten Morgen, als das Volk ruhiger geworben war, schickte er einige angesehene Männer als Abgesanbte in die Stadt. Diese stellten an die Bürger im Namen des Polen- und des Pommernherzogs die Forberung, Otto aufzunehmen und sich von ihm das Christentum prebigen zu lassen. Wie der Bischof ihnen besohlen hatte, verlangten sie schnelle Entscheibung, und die Ebeln, die längst nicht mehr recht an die Macht ihrer alten Götter glaubten, bewogen das Volk leicht, die Forberung zu bewilligen. Dtto zog also, begrüßt von einer zahlreichen Menschenmenge, angethan mit seinen reichen bischöflichen Ge- wänbern, in die Stadt ein und hielt die erste christliche Prebigt in lateinischer Sprache, die von einem Dolmetscher sofort in die Lanbessprache übersetzt würde. Viele wollten sich aus der Stelle taufen lassen. Das aber war nicht nach Ottos Sinn. Er bestimmte zunächst sieben Tage zu ihrer Unterweisung in den Grunblehren des Christentums und ließ außerbem alle, welche die Taufe begehrten, brei Tage lang saften. Dann erst begann die feierliche Taufhanblung. Das Wasser würde nach der Sage aus einem Brunnen genommen, der noch heute den Namen Otto-brunnen führt. Zum Bau einer Kirche war keine Zeit; er begnügte sich zunächst bamit, einen Altar zu errichten. Dann zog er weiter und taufte an anberen Orten viele Tausenbe. In der großen Stadt Stettin konnte er in den ersten Tagen nichts erreichen. Bald aber sanben sich zwei vornehme Jünglinge in seinem Hause ein und zeigten eifriges Verlangen, vom Christenglauben und Christengotte zu hören. Der Bischof nahm sie freunblich auf und verkünbete ihnen die Lehre Jesu. Willig lauschten sie seinen Worten und, als sie genugsam ge-förbert waren, erschienen sie ohne Vorwissen ihrer Eltern vor Dtto und begehrten die Taufe. Mit Freuben gab dieser ihrem Wunsche nach und ließ sie die weißen Tauskleiber anlegen. Kaum war die heilige Hanblung vorüber, ba erschien ihre Mutter — der Vater war vom Hause abwesenb — bei dem Bischof, hocherfreut über das Heil, das den Söhnen wiberfahren war, und bekannte, daß sie selbst schon längst Christin sei. War sie boch 3*
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